Das wahre Geheimnis der Tempelritter
Mein erster Kontakt mit den Geschichten und Legenden um die Tempelritter erfolgte über einen jener Spanischen Horrorfilme aus den 70er Jahren. Darin wurden die Templer als Dämonen beschrieben, die nachts aus ihren Gräbern stiegen und die Menschen dahinmetzelten.
Ich war damals noch relativ jung und so brannte sich diese Sichtweise für viele Jahre in mein Gedächtnis ein und mir wurde flau in der Magengegend wenn ich das Wort „Templer“ auch nur hörte. Stets sah ich diese Typen mit ihren herausgebrannten Augen vor mir, die sich in Zeitlupe bewegten und ihre Opfer dennoch bekamen.
Erst viel später, Anfang der 90er Jahre, begann ich mich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen, wobei mit „ernsthaft“ zu dieser Zeit noch gemeint war, jeden Mythos und jede Legende in mich aufzusaugen, die ich zu den Templern finden konnte. Später gesellte sich auch die klassische Verschwörungslitertur dazu, wie etwa Lincoln Baigent Leighs „Der Tempel und die Loge“ oder auch Literatur von Holey & Co.
Diese Literatur basierte vor allen Dingen auf die Aussage, die Tempelritter hätten mit voller Absicht den alten Tempelberg als Unterkunft ausgewählt weil sie dort nach uralten Geheimnissen gesucht haben. Die hätten sie schlussendlich auch gefunden, was sie unglaublich mächtig gemacht habe. Um ihre Macht zu brechen, sei dann ein Komplott zwischen dem Französischen König und der Kirche geschmiedet worden, mit dem Ziel, den Templerorden zu zerschlagen.
Was sie genau gefunden haben sollen, darüber ist man sich in der Literatur uneins. Bei den meisten Autoren ist es jedoch ein so mächtiges und unglaubliches Geheimnis, dass die Templer damit den Vatikan erpressen konnten um selber immer mächtiger und reicher zu werden. Sie hätten quasi eine Wahrheit gefunden, die das gesamte Religionsgebäude in sich hätte zusammenstürzen lassen wenn es ans Tageslicht gekommen wäre.
Wenn wir uns dabei einmal ansehen, wie Menschen in Wirklichkeit ticken, dann erkennen wir, dass sich die meisten von ihnen auch dann noch an eine vermeintliche „Wahrheit“ klammern, wenn diese längst widerlegt ist. So gibt es heute beispielsweise eine ganze Reihe bestätigter und unzweifelhafter Verschwörungen der USA und Englands, die deren Rechtstaatlichkeit zumindest arg in Zweifel stellen und dennoch vertrauen die allermeisten Menschen diesen Staaten nach wie vor. Unbequeme Wahrheiten werden dabei geflissentlich ignoriert oder geleugnet.
So war es auch im Mittelalter bzw. so wäre es gewesen wenn die Tempelritter nun tatsächlich eine „Wahrheit“ über die Kirche verbreitet hätten, die gegen deren Lehre stand. Nichts wäre passiert, rein gar nichts! Wahrscheinlich hätten damals noch viel weniger Menschen Kenntnis davon genommen als heute.
Die Sache mit der „geheimen Wahrheit“ und der Erpressung des Vatikans kann also schon mal nicht stimmen.
Andere Autoren behaupten, die Templer hätten sich einem „satanischen“ Kult angeschlossen und nicht mehr zu dem Christengott, sondern zu einem bösen Dämonen namens Baphomet gebetet. So etwas in der Art hatte ihnen damals auch der Französische König, Phillip der Schöne, vorgeworfen.
Dann stellt sich allerdings die Frage, wie die Templer dadurch zu so viel Macht und Reichtum gelangen konnten.Ganz sicher nicht, weil sie dieser Baphomet mit Gold überschüttet hat und ganz sicher auch nicht, weil er ihnen nun seinerseits irgendwelche Geheimnisse verriet, die die Tempelritter schlussendlich so reicht und mächtig machten. Das war nämlich gar nicht vonnöten wie wir gleich sehen werden, denn es gab tatsächlich ein „Geheimnis“, das die Templer in Jerusalem lüfteten aber dieses Geheimnis ist eigentlich gar keines….zumindest heute nicht mehr.
Zunächst einmal: Ja, es ist richtig, dass die ersten Tempelritter ihr Quartier in einem Flügel von König Balduins Palast aufschlugen und dieser Palast war die heutige Al-Aqsa-Moschee, also mitten auf dem Tempelberg in Jerusalem. Richtig ist auch, dass sie von diesem Umstand ihren Namen ableiteten.
Und dort haben sie dann tatsächlich etwas gelernt, das in Europa jener Zeit noch völlig unbekannt war, nämlich wie man mit dem Bankwesen, mit Zins und Zinseszins seine Mitmenschen in finanzielle Abhängigkeit treiben und auf diese Weise beherrschen kann.
Sie müssen genau das dort gelernt haben, denn als sie wieder nach Europa zurückkehrten, da eröffneten sie sogleich eine Bank. Sie erzählten den Pilgern, dass es doch so viel sicherer sei, wenn diese ihr Vermögen in ihrem Herkunftsland auf einem Konto bei den Tempelrittern einzahlen und sich dieses dann am Ankunftsort in Palästina auszahlen lassen würden – gegen Gebühr natürlich. Bald vergaben sie auch Kredite an solche Pilger, die mehr brauchten als sie besaßen und dann, als sie genügend Reichtümer angehäuft hatten, vergaben sie auch Kredite an den Adel und die Krone. Wer aber verschuldet ist und diese Schuld nicht sofort tilgen kann, der schuldet stets mehr, als nur Geld – er schuldet Gefolgschaft. Das war früher auch schon nicht anders als heute.
Auf diese Weise wurden die Templer nicht nur reich, sondern auch mächtig.
Die Templer lernten das direkt von den Erfindern dieses perfiden Systems, die es schon tausende Jahre zuvor perfektioniert hatten und für die Geld und Reichtum einerseits immer schon das Wichtigste überhaupt und andererseits auch immer schon nur Mittel zu Zweck gewesen ist. Nur die Römer waren davor gefeit gewesen, denn die hatten schon genug Reichtümer und wenn sie etwas wollten, so nahmen sie es sich einfach und liehen es sich nicht um es danach mit einem Vielfachen seines eigentlichen Wertes zurückzahlen zu müssen.
Als diese Römer sich aufmachten, dieses „auserwählte Volk“ zu bekämpfen, da brachte dieses nicht etwa seine Kinder, seine Frauen oder seine religiösen Heiligtümer in Sicherheit – nein, es versteckte seine Gold- und Silberschätze wie wir heute aus der sogenannten Kupferrolle wissen.
Aber zurück zu den Templern: Diese wilderten, ohne es auch nur zu ahnen, in dem geheiligten Geschäftsgebiet dieses „auserwählten Volkes“ und das muss für die damals so gewesen sein wie für Mc Donalds wenn man seine Burger kopiert.
Und das dürfte der wahre Grund sein, warum es den Templern am Ende an den Kragen ging. Natürlich war das für den König auch unglaublich befreiend was seine prekäre Finanzlage anging. Er war auf einen Schlag einen ganzen Haufen Schulden los. Die machte er und seine Nachfahren dann freilich sofort wieder bei den Geschäftsnachfolgern der Tempelritter und das ist bis heute so geblieben.